Greifswalder Citylauf

Läufer und Rollstuhlfahrer bei einem Citylauf

Wir möchten im Rollstuhl am Citylauf teilnehmen. 

"Ich habe vor vielen Jahren meine Liebe für das „Laufen“ oder „Joggen“, wie immer man das auch nennen mag, entdeckt. Als ich dann nach Greifswald kam, habe ich vom Citylauf gehört und davon, dass wohl noch nie ein/e Rollstuhlfahrer/in teilgenommen hat. Ich habe mich gefragt, warum das so ist, in einer Stadt, in der es u. a. die BDH-Klinik gibt und ein Berufsbildungswerk.

Ein paar Tage vor dem Start des Citylaufs, wollte ich mich anmelden und dort wurde mir gesagt, dass Rollstuhlfahrer nicht teilnehmen können, weil die Strecke nicht barrierefrei ist. Das wollte ich aber gerne selbst herausfinden und nach kurzem Hin- und Her hatte ich meine Startnummer.

Ich freute mich sehr auf den Lauf und die damit verbundene Herausforderung.

Schon beim Start auf dem Markt, habe ich gemerkt, dass die Verhältnisse nicht ideal waren. Das Fahren auf Kopfsteinpflaster hat meine Spastik ausgelöst und mir gleich zu Beginn Probleme bereitet. Auf dem Wall und dem Weg am Tierpark, kam ich trotz des einen- oder anderen stärkeren Anstiegs, relativ gut zurecht. Als es dann wieder Richtung Markt ging, wurde mir das Kopfsteinpflaster fast zum Verhängnis. Ich blieb mit einem Vorderrad hängen und wäre beinahe aus dem Rollstuhl gefallen.

Ich bin ein Mensch, der ungern aufgibt, aber nach einer Runde war ich fix und fertig und beendete das Rennen.

Auf der einen Seite war ich traurig, mein Ziel nicht erreicht zu haben. Auf der anderen Seite aber auch froh und stolz, es selbst probiert zu haben und zu zeigen, dass das Interesse da ist, aber die Bedingungen noch nicht stimmen.

Wie gut es funktionieren kann, habe ich im Jahr 2019 in München beim „Wings for Life World Run“ erlebt. Dieser Lauf findet in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt um die gleiche Uhrzeit statt und sammelt Geld für die Rückenmarksforschung. Alle Teilnehmer/innen, behindert und nicht behindert, starten und laufen auf der selben Strecke. Manche Rollstuhlfahrer/innen haben eine Begleitperson dabei. Andere meistern den Weg ohne Hilfe. Sobald man vom Catcher Car eingeholt wird, ist das Rennen vorbei.

Ich finde es auch für den Citylauf sehr wichtig, dass es keine Extraroute für Rollstuhlfahrer/innen gibt. Nur so kann Inklusion funktionieren.

Gerade eine Stadt wie Greifswald hat sehr großes Potenzial. Es gibt viele schöne Strecken, die ich selbst schon gefahren bin und die sich gut eignen würden. Keine oder nur abgeflachte Bordsteinkanten, keine kaputten oder zu engen Bürgersteige. Ein ebenmäßiger Untergrund, wie z. B. auf der Pappelallee oder die Gehwege in der Innenstadt.

Im Großen und Ganzen braucht es eigentlich nicht viel, um einen gelungenen, barrierefreien Citylauf auf die Beine zu stellen. So ein sportliches Ereignis, an dem alle Menschen teilhaben können, schweißt zusammen und öffnet Augen. Es motiviert und macht Spaß."

Maria